AGT Anti-Gewalt-Gruppentraining

 

 

Anti-Gewalt-Training Gruppentrainig

 

Das dem Training zugrunde liegende Konzept des ganzheitlich orientierten konfrontativpädagogischem Ansatzes, welcher gruppendynamische Prinzipien nutzt, um durch Gewalttaten strafrechtlich in Erscheinung getretene Jugendliche mit Ihrem Verhalten zu konfrontieren, Ihre sozialen Kompetenzen zu entwickeln sowie Ihnen alternative Handlungsstrategien zu vermitteln und sie zu deren Umsetzung zu motivieren, wird von mir stetig weiterentwickelt.

So wird ein verstärkten Fokus auf systemische Tools und Biografiearbeit, vor allen im Rahmen der Intensivkonfrontationen, gelegt.

Dies erfordert in besonderem Maße eine gute Beziehungsarbeit und einen recht hohen zeitlichen Aufwand, so dass der Trainingsplan straff und intensiv durchgezogen wird.

 

Weiterhin werden die Trainings durch langfristige Teilnehmerbefragungen, vor allem in Bezug auf ihre Wirksamkeit, evaluiert, was in den Trainingsablauf integriert ist.

  

Ergänzend folgt eine ausführlichere Beschreibung der Trainingsphasen. Weitere Informationen und das genauere Konzept und Leitbild meiner Tätigkeit als AGT-Trainer gebe ich gerne persönlich, es lohnt sich hier jedoch auch ein Besuch auf unserer Homepage www.echtzeit-trainings.de.

 

Erarbeitung und Festlegung von Regeln

Es werden gemeinsm Regeln erarbeitet, die den geschützten Rahmen für das Training bilden sollen. Die Regeln werden in Form eines Vertrages von jedem Beteiligten unterschrieben, um so eine hohe Verbindlichkeit herzustellen.

Kooperation und Gruppendynamische Interaktion

Ein wesentlicher Fokus des Trainings in dieser Phase liegt darauf, dass die Gruppe sich „findet“, die gruppendynamischen Interaktions- und Kommunikationsprozesse in Gang kommen, denen bei der späteren Konfrontation und Tatbearbeitung eine wichtige Rolle zukommt. Die Teilnehmer lernen sich kennen sowohl durch Informationsaustausch in Form von Kommunikationsübungen und Partnerinterviews, durch die Abgabe persönlicher Statements und durch die Lösung gemeinsamer Aufgaben. Diese Kooperationsübungen haben einen stark erlebnispädagogisch geprägten Hintergrund.

 

Bearbeitung des Themas „Gewalt“ in seinen Facetten

In diesem Schwerpunkt der ersten Trainingsphase wird die Begrifflichkeit „Gewalt“ in ihren Facetten genauer beleuchtet.

Auf Basis eigener Erfahrungen und durch die Einordnung und Wertung bestimmter Gewaltsituationen in Form eines „Gewaltbarometers“  wird eine eigene Definition des  Begriffes Gewalt gesucht und entwickelt:

-       Es gibt Täter und Opfer

-       Jemand wird geschädigt (psychisch, physisch, finanziell)

-       Gewalt geschieht gegen den Willen des Opfers

-       Der Täter hat die Macht und missbraucht diese - Machtgefälle

Es wurde beispielsweise auch herausarbeitet, welche subjektiven Gründe der Teilnehmer für die Ausübung von Gewalt sprechen und diese auf einer Flipchart gesammelt:

·         Gewalt ist einfach

·         (vordergründige) Selbstbestätigung

·         Mut Beweisen

·         Kräfte messen

·         Gruppenzwang

·         Selbstjustiz

·         Schulden eintreiben

·         Sich Respekt verschaffen (Angst vs. Respekt)

·         Ruhe haben wollen

·         Alkohol

·         Man hat selbst Gewalt erfahren

·         Beleidigung

·         Provokation durch Blicke, Körperhaltung

 

In gleicher Art und Weise werden die Gründe gegen Gewalt gesammelt, darunter auch die negativen Konsequenzen von Gewalt gesammelt, die viele Teilnehmer auch bereits erlebt haben:

·         Verletzung des Opfers

·         Kurzer Augenblick Befriedigung- weitreichende , dauerhafte negative Konsequenzen

·         Haft

·         Abgestempelt werden

·         Verantwortung – Vorbild für andere (Kinder)

·         Man wird nicht mehr respektiert – Schande für die Familie

·         Geldstrafe

·         Zwang, ein AGT machen zu müssen

·          Beziehung geht kaputt, Familien werden zerstört

·         Anzeige, Schadensersatz – Schulden

·         Schlechtere Zukunftschancen durch belastetes Führungszeugnis

Diese beiden Listen werden gegenübergestellt und  die Teilnehmer werden angehalten, eine Kosten-Nutzen Überlegung hierzu anzustellen. Was bringt mir Gewalt dauerhaft und was kostet mich diese? Wohin hat sie mich bisher gebracht? Es herrscht recht bald Einigkeit darüber, dass die Kosten den Nutzen überwiegen und Gewalt daher keinen Sinn macht. – Dies ist allerdings nur die theoretische kognitive Herangehensweise, wichtig ist es, die emotionale Haltung und Verhaltensstrukturen der Teilnehmer zu verändern. Dafür wird im Laufe des weiteren Trainings immer wieder auf diese Auflistungen und Erkenntnisse zurückgekommen.

 

Eskalationsfaktoren und Mechanismen von Gewalt erkennen – Entwicklung einer eigenen deeskalativen Haltung - Erlernen alternativer Handlungsstrategien

In dieser Phase werden Eskalationsmechanismen anhand von Übungen und Diskussionen verdeutlicht. Die Übungen sind bewusst darauf ausgelegt, einen Konflikt herbeizuführen, welcher vom Trainer (im geschützten Rahmen) durch gezielten Einsatz weiterer Eskalationsfaktoren verschärft und zur kontrollierten Eskalation gebracht wird.

 

Auf Basis der darin gemachten Erfahrungen wird eine Eskalationskurve exemplarisch und grafisch dargestellt. Es werden die Punkte (Phasen) herausgearbeitet, an denen durch das eigene Handeln eine Deeskalation möglich ist, was mit fortgeschrittenem Verlauf immer schwieriger wird und vom Beteiligten immer mehr Überwindung erfordert.

 

In weiteren intensiven Übungen, schwerpunktmäßig im Rahmen der sogenannten „Hohlen Gasse“, wird durch Haltungsanalyse, Verhaltensanalyse und verbale- sowie nonverbale Kommunikationsanalyse  und –Training sowie in Form von Rollenspielen nach und nach ein deeskalatives Verhaltensrepertoire und auch die persönliche Motivation entwickelt, diese Verhaltensalternativen umzusetzen.

Für die Entwicklung dieser Haltung wird auch die Sensibilisierung für und der Umgang mit eigenen Emotionen im Rahmen von gezielten Übungen trainiert, in deren Verlauf sich die Teilnehmer auch in Opferrollen begeben, „Macht“ abgeben und „Machtmissbrauch“ durch den Trainer im geschützten Rahmen ertragen und sich ihre eigenen Erfahrungen dabei bewusst machen.

So wurde im Rahmen der Hohlen Gasse auch der Umgang mit Beleidigungen erfahren und trainiert mit dem Ziel, in Gedanken eine Entkoppelung der Aussage des Gegenüber mit der eigenen Person herzustellen und die dahinterliegende Provokation zu erkennen und nicht darauf einzugehen. Bei all diesen Übungen kann durch ein Stopp Signal abgebrochen werden.

 

 

Formen von Aggression

Unkanalisierte Aggression, welche sich in emotional schwierigen Situationen in Gewalt entlädt und kanalisierte Aggression, als Antrieb ausdauernd ein Ziel zu verfolgen und zu erreichen, sich im übertragenen Sinne im Leben durchzuboxen unter Einhaltung gesellschaftlicher und sozialer Regeln des gesunden Miteinanders.

Hierzu eine Motivation zu geben und um die Teilnehmer ein Stück auf diesem Weg zu begleiten werden entsprechende Übungen, oft in Form von sogenannten Kampfspielen nach festen Regeln durchgeführt.

Es gibt hierzu viele Strategien: pure Kraft, Ausdauer, aber auch Schnelligkeit und Täuschung. Jeder Teilnehmer soll hier seinen eigenen Weg finden um teils nach langem „Kampf“ ein Erfolgserlebnis mitnehmen zu können. Oft bleibt auch die Erkenntnis, dass pure Kraft nicht reicht, sondern man flexibel bleiben und sich den passenden Weg zwischen den Hindernissen suchen muss.

 

 

Adäquate Kommunikation  - Statuswippe

Die vorgenannten Aspekte werden in eine weitere zentrale Einheit integriert, bei der fingierte Vorstellungsgespräche im Rahmen von Rollenspielen durchgeführt werden. Die TN müßen sich mit Unterstützung eines Fragekatalogs mit ihren Ressourcen auseinandersetzen und aus einer Zeitung eine infrage kommende Anzeige aussuchen und sich auf diese bewerben.

Danach wird das o.g. Rollenspiel durchgeführt, jedoch in einem recht speziellen Stil, also so, wie das Personaler eigentlich nicht tun sollten. Es geht für die TN darum, mit dem Statusgefälle umzugehen, sich dennoch seiner eigenen Stärken bewusst zu sein und diese herauszustellen sowie auch unter Druck und einer gewissen unterschwelligen Provokation adäquat zu reagieren.

 

Die deliktspezifische Intensivkonfrontation

Das Herzstück der intensivpädagogischen Anti-Gewalt-Trainings mit hoher Intensität, welche besonders im tertiärpräventiven Kontext in Zusammenhang mit gerichtlichen Auflagen in Jugendgerichtshilfe, Bewährungshilfe oder anderen Institutionen  stattfinden, bildet  neben einem ganzheitlichen pädagogischen Ansatz  die deliktspezifische Intensivkonfrontation (DIK).

 

Die DIK ist eine vom Trainer im Laufe seiner Tätigkeit weiterentwickelte, speziell auf die Bedürfnisse und Persönlichkeiten der Teilnehmer und den Gegebenheiten der Gruppe  abgestimmte Form der konfrontativ-pädagogischen Intervention, in welcher der Teilnehmer in einem von gegenseitigem Respekt, aber auch von direkter wertschätzender „echter“ Konfrontation geprägten Rahmen Stellung zu seiner Tat beziehen, einen Perspektivenwechsel zur Opferperspektive vollziehen, Verantwortung für seine Taten übernehmen und so sein Verhalten reflektieren, bearbeiten und für die Zukunft verändern soll.

 

Dies geschieht, ergänzt durch Techniken aus der systemischen Therapie, durch klare, aber einfühlsame verbale Konfrontation  

·   mit der eigenen Gewalttat, dem konkreten Tatgeschehen, den eigenen Handlungen/Anteilen daran.

·         mit dem aktuellen Verhalten auf dem „heißen Stuhl“

(Verunsicherung durch verbale Strategien, Aushalten der eigenen Machtlosigkeit)

·         durch kritisches Spiegeln und Hinterfragen des Persönlichkeit, teilweise

mit Hilfe von Biografiearbeit

 

Besonders die letzten Punkte erfordern ein hohes Maß an Vorsicht, Umsicht und Einfühlungsvermögen. Ziel ist es nicht, die Person zu brechen oder anderweitig  zu erniedrigen, sondern Denkblockaden, Abstumpfung und bewusste oder unbewusste Abgabe von Verantwortung und Schuld zu durchbrechen.

 

Ziel des konfrontativpädagogischen AGT  generell, vor allem aber speziell im Rahmen der DIK ist es, die Teilnehmer dazu zu bringen und sie dabei zu unterstützen, eine eigene soziale Haltung zu entwickeln, die es ihnen ermöglich, das eigenen Verhalten zu reflektieren, dafür Verantwortung zu übernehmen, ein Selbstbewusstsein zu entwickeln und konstruktive soziale Interaktion statt destruktiven Verhaltens zur Erreichung ihrer Ziele zu nutzen.

Die DIKs sind nach der circa fünfwöchigen Kennenlernphase fester Bestandteil jeder Trainingseinheit.  In jedem Treffen wird ein Teilnehmer circa eine Stunde lang nach den o.g. Prinzipien mit seiner Tat und seinem bisherigen Verhalten konfrontiert. 

 

 Martin Kragl